Die Thomaskirche und ihre Gemeinde
Seit über 50 Jahren prägt die Evangelische Thomaskirche mit ihrem weithin sichtbaren Glockenturm den Nordosten der Stadt, also Musikerviertel und Eigenheim. Der von dem Architekten Rainer Schell entworfene und 1964 eingeweihte Kirchenbau selbst ist mit seiner sichtbaren Betonkonstruktion Kind seiner Zeit, Ausdruck einer modernen, zukunftsweisenden Sakralarchitektur – im bewussten Gegensatz zum in Wiesbaden bestimmenden rückwärts gekehrten Historismus. Dem Architekten ging es darum, “der Gemeinde das ihr angemessene Gehäuse zu bauen, den einfältigen Raum, in dem sich die Gemeinde in Freiheit einrichten kann, – kräftig und lebendig in der Architektur, aber ohne sensationelle und laute Töne, mit behutsamer Gliederung und menschlichen Maßen – innen und außen – mit verständlicher Ordnung und eindringlicher Geste – hier auf dem Berg und in der Landschaft“ (R. Schell bei der Schlüsselübergabe).
Bei aller Zeitgebundenheit der Werkstoffe und der Ausdrucksform gelingt dem Bau eine echt protestantische Konzentration auf das Wesentliche. Von selbst geht der Blick zum beherrschenden Mittelpunkt des Raumes, zum Kruzifix. Diese Bronzeskulptur von Jürgen Weber, die über die Jahre nichts von ihrer bestürzenden Eindringlichkeit verloren hat, betont in seiner Aussage das qualvolle Leiden der Kreatur, das Jesus auf sich genommen hat. Damit hat die Gemeinde, die 1954/55 zunächst als Bezirk der Bergkirchengemeinde gegründet wurde und bis 1961 zu dieser Gemeinde gehörte, ihren natürlichen Mittelpunkt, an dem sie sich sonntäglich und an Feiertagen versammelt. Immer noch sind Gottesdienst (10.00 Uhr) und Kindergottesdienst (11.15 Uhr) die zentralen Veranstaltungen. Die Christvespern an Heilig Abend, die Feier der Osternacht, die Konfirmationen (als integrative Gottesdienste gemeinsam mit der Behindertenseelsorge) und Familiengottesdienste zu Erntedank oder zur Tauferinnerung setzen besondere Akzente.
Glücklich schätzt sich die Gemeinde ihrer Orgel, einer Steinmeyer-Orgel mit 20 Registern und drei Manualen, die den Kirchenraum mit einem beachtlichen Klang erfüllt. Und seit einiger Zeit gibt es einen Kinderchor, der die reiche chormusikalische Tradition der Anfangszeit wieder aufleben lässt.
Das erste Kirchengebäude der Gemeinde, das Gemeindehaus an der Idsteiner Straße von 1955, das immerhin neun Jahre lang auch Gottesdienststätte war, gibt es schon nicht mehr. Der Neubau aus dem Jahr 2000 bietet neue Möglichkeiten für das Gemeindeleben und ist der Kirche außerdem in unmittelbare Nähe gerückt. Neben Kindergruppen finden hier vor allem religiöse Gesprächskreise verschiedener Art, aber auch Selbsthilfegruppen, Tanz-, Mal- und Nähkreise etc. einen Raum. Auch das Feiern kommt nicht zu kurz.
Öffnungszeiten der Kirche: jederzeit nach Vereinbarung