In die Dunkelheit spricht Gott, dass Licht werden soll. Es mag da manche Übertreibung zu beklagen sein in diesen Tagen, wenn etwa Häuser unter ihrer weihnachtlichen Lampenlast zusammenbrechen, aber die Idee ist richtig. Wir zünden uns ein Licht an, damit uns ein Licht aufgeht. Wir folgen den Lichtern, um den Weg zu finden, um uns zu orientieren (Ex oriente lux!). Wir zünden ein Licht an, um zu feiern. Da dürfen es schon mal ein paar mehr sein. Manchmal reicht aber auch eins: wenn wir uns zum Tee in der Familie, mit Freunden treffen. Draußen ist es dunkel, drinnen wird es hell, in uns auch.
In die Dunkelheit spricht Gott, dass Licht werden soll. Wir, die wir im Dunkeln herumirren, sollen ein Licht finden, das uns leitet, das uns einen Weg finden lässt. Übersichtlicher ist die Welt im letzten Jahr nicht geworden. Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. (Jesaja 9)
Propheten sehen mehr und besser und schärfer als wir. Sie bemerken den Silberstreif am Horizont früher als andere, können ihn für uns deuten. So wie es ist, muss es nicht bleiben. Gott sendet sein Licht auch in unser Dunkel.
In die Dunkelheit spricht Gott, dass Licht werden soll. Nicht zufällig gestaltet der Evangelist Johannes seine „Weihnachtsgeschichte“ als Schöpfungsgeschichte: Am Anfang war das Wort, und dieses Wort bewirkt, dass Licht werde: Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen. (Johannesevangelium 1)
Aber auch die Hirten auf dem Felde – also in der „richtigen“ Weihnachtsgeschichte – haben eine Lichterscheinung: die Klarheit des Herren leuchtete um sie. (Lukasevangelium 2)
Gottes Licht bricht ein in unsere Dunkelheit, unterbricht unser Leben und unsere Welt elementar, lässt etwas Neues geschehen.
Das ewige Licht geht da herein,
gibt der Welt einen neuen Schein;
es leucht wohl mitten in der Nacht
und uns des Lichtes Kinder macht.
Kyrieleis.
(Martin Luther 1524; EG 23)
In die Dunkelheit spricht Gott, dass Licht werden soll. Und uns lässt er davon singen und sagen, von den großen Taten Gottes, die sich ganz klein einpacken, einwickeln in Windeln, damit wir auch ordentlich etwas zum Auspacken an Weihnachten haben. Nicht zufällig erzählt der Evangelist Lukas seine Weihnachtsgeschichte als Kindergeburtstagsgeschichte. Neuer als ein Neugeborenes geht nicht. Ein freundlicheres Licht als vom Antlitz eines Neugeborenen kann uns nicht scheinen. Und es verwandelt uns zu Kindern des Lichts.
Eine gesegnete Weihnachtszeit!
Ihr Klaus Neumann, Pfarrer der Thomasgemeinde