Geistliches Wort

Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir!

(Buch des Propheten Jesaja 60,1; Monatsspruch Dez. 2024)

Noch die Übertreibungen unserer Weihnachtsdekorationen tragen das Prophetenwort weiter: Hell soll es werden, weil es hell wird! Das könnte man für unnötig halten, weil Gottes Helligkeit ja ohnehin alle unsere Lichter in den Schatten stellt. Es geht aber wohl um Entsprechungen und gegenseitiges Entgegenkommen: Unsere Helligkeit und Gottes herrliches Licht kommen sich entgegen; wie ja auch unser und Gottes Frieden, unsere und Gottes Liebe, unsere und Gottes Freude und so fort. Hier kommt zusammen, was zusammengehört.

Wir befördern Weihnachtliches Entgegenkommen durch solche Signale der Bereitschaft, wie etwa nach langem Spaziergang, über dem es dunkel geworden ist; das Licht am Ende eines Weges, das Betrieb verspricht, in einer Gaststätte vielleicht, da lässt sich aufwärmen, ausruhen und stärken. Schon dieses Licht macht selbst aus der Entfernung her ein Versprechen und ein Angebot: Mache dich auf! Beinahe egal, was da dann als Stärkung auf mich wartet (aber eine Gulaschsuppe wäre schon fein).

Natürlicherweise gehört zum Licht der Kontrast zu Schatten und Finsternis; die müssten wir gar nicht verstärken, die sind immer schon da. Passend setzt der Prophet seine Rede fort: 

Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. (Jesaja 60,2) 

Auch dieses Jahr erscheint uns die Dunkelheit der Welt besonders dunkel, der Kontrast zum weihnachtlichen Lichtereignis besonders groß und Gottes entgegenkommende Herrlichkeit noch unwahrscheinlicher als sonst; umso mehr, wenn wir den historischen Ort der Lichterscheinung bedenken, Jerusalem, das als Zion besungen wird, und das gegenwärtig im Kampf gegen die Mächte der Finsternis selbst in der Finsternis zu versinken droht. 

Spricht es gegen unser Prophetenwort, dass sich der Zustand einer Welt nicht wesentlich erhellt hat, immerhin seit vielleicht zweieinhalb Tausend Jahren? Oder spricht es für seine Klarheit und seine Wahrheit, dass es seinerseits nicht im Dunkel erlischt? Sondern trotz allem und noch in der finstersten Finsternis Gottes Licht entgegenzuleuchten fordert: 

Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir!

Klaus Neumann