Gott spricht: Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken. (Ezechiel 34, 16)

Auf etwas warten heißt, Änderung erwarten. Das sollten wir, die happy few dieser Erde, denen es rundum gut geht, in Betracht ziehen in unseren Lebensplanungen, wenn Änderungen durch Gott anstehen. Und die anderen, die meisten also, können sich freuen, dass sich was zum Besseren mit Gottes Ankunft ändert und ihre Not gelindert wird. Wissen wir das? Nein, und das macht das Denken und Reden über den Advent, wenn wir ihn denn nun ernst nehmen wollen und für wahr halten, unanschaulich. Was könnte da dieses Jahr passieren? Und warum ausgerechnet diesmal?

Die Bibel sieht für diesen Fall das Auftreten von Propheten wie Ezechiel vor, die sich weniger als Wahrsager denn als „Wahrnehmer“ verstehen. Diese ergründen keine fernen Zukünfte, sondern betrachten auf ihre überaus genaue Art die Gegenwart, die sie vorfinden. Und sie gleichen sie mit den von Gott gewollten Verhältnissen ab. Oft werden Propheten, wenn man den ersten Irrtum ihrer angeblichen Wahrsagerei über die Zukunft erkannt hat, daher für Gesellschaftskritiker gehalten, die insbesondere die sozialen Ungerechtigkeiten ihrer Umwelt aufs Korn nehmen. Da ist natürlich was dran, aber auch das trifft es nicht ganz. Eigentlich geht es ihnen ausschließlich um Gottes Willen, wie sie ihn verstehen. 

Das Erbarmen Gottes soll sich im Handeln von uns Menschen spiegeln. So wie Gott sich zu uns beugt, sollen wir uns zu den Mitmenschen hinwenden, die es nötig haben. Niemand muss uns sagen, wer das ist oder sein könnte, zu offensichtlich und zu bekannt ist die Not, die uns begegnet. Ezechiel findet eine Wendung, die möglichst umfassend Notleidende in den Blick nimmt: Gott spricht: Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken. 

Klaus Neumann