„Es ist zwar schon alles gesagt, aber noch nicht von allen“ – mit Karl Valentin kann man sich nicht nur durch kirchliche Sitzungen retten, sondern er passt auch gut am Ende des Reformationsjubiläums. Mit den Feiern rund um den 31. Oktober ist es zu Ende gegangen, mit einem schönen Fest hier in Wiesbaden in der Lutherkirche mit viel Musik (und – ganz evangelisch – wenig Essen und Trinken). Auch in der Thomasgemeinde haben wir das Jubiläum begangen mit unzähligen Gesprächsabenden und Gottesdiensten, mit der Einführung der „neuen“ Lutherbibel und einem neuen Gesangbuch als Ergänzung zum gewohnten, mit den beiden großen Gemeindefahrten nach Wittenberg (2015) und Rom (2017), mit einem
„experimentellen Tintenfasswurf“ (Actionpainting, Exorzismus und Rorschachtest zugleich und in einem!) und einem brillanten und in jeder Weise „irenischen“ Vortrag von Professorin Dingel aus Mainz über „Das Reformatorische an der Reformation“ und vielem mehr. Für mich ist „Reformation“ nicht nur ein fernes Geschehen von vor 500 Jahren, sondern ein wichtiges Merkmal der Kirche: Erneuerung aus Gottes Wort. Es geht um die Erneuerung der eigenen (!) Kirche an „Haupt und Gliedern“, um die Kritik der kirchlichen Organisation im Geist des Evangeliums. Keins der damaligen Themen ist wirklich abgearbeitet und erledigt: Finanzen, hierarchische Organisation, Bildung – so viel liegt noch oder wieder im Argen, so dass mehr als genug bleibt für die folgenden 500 Jahre; oder in Abwandlung von Karl Valentin: „Religion ist schön, macht aber viel Arbeit“.
Klaus Neumann