Einladung zur Sommerkirche

Ev. Thomasgemeinde, Ev. Versöhnungsgemeinde, Ev. Thalkirche Sonnenberg und Ev. Kirche Rambach

Für die Gottesdienste der Sommerkirche planen wir einen Fahrdienst ab der Thomaskirche eine halbe Stunde vor Beginn (also z.B. am 30.7. um 9.30 und 16.30 Uhr). Bei Interesse wenden Sie sich bitte bis zum jeweiligen Mittwoch vor dem Gottesdienst an das Gemeindebüro: Tel. 0611 2046331.

Tauffest im Kurpark

Am Sonntag, 16. Juli 2023, feierten 28 Täuflinge aus den Gemeinden des Dekanats Wiesbaden ihr erstes Tauffest – unter freiem Himmel bei schönstem Wetter im Wiesbadener Kurpark. Mit dabei waren auch Pfarrer Dr. Klaus Neumann und Dekanin Arami Neumann. Getauft wurde in acht Stationen rund um den Teich im Park. Das fröhliche Fest lockte auch viele interessierte Besucherinnen und Besucher an.

Johannisgottesdienst mit Johannisfeuer

Samstag, 24. Juni 2023, 21.00 Uhr

Ev. Thomasgemeinde und Kath. Kirchort St. Mauritius

Mit Stefan Herok und Klaus Neumann

Musik: Martin Schneider und Alfred Herr (Trompeten)

In der Zeit um die kürzeste Nacht des Jahres wird in vielen Gemeinden an den Geburtstag von Johannes dem Täufer, dem Wegbereiter Jesu, mit einem Gottesdienst und einem Feuer gedacht. Das Johannisfeuer symbolisiert Johannes‘ Zeugnis vom „wahren Licht der Welt“. Auch in diesem Jahr feiern wir gemeinsam mit unseren Nachbarn von St. Mauritius einen ökumenischen Freiluftgottesdienst unter den Kastanien vor der Thomaskirche. Im Anschluss laden wir Sie herzlich zu einem kleinen Umtrunk ein.

(Bei Regen findet der Gottesdienst in der Thomaskirche statt.)

Johannisfeuer 2021, Foto: privat

Eisernes, Goldenes und Silbernes Konfirmationsjubiläum

Am 4. Juni 2023 feierten 7 ehemalige Konfirmandinnen und Konfirmanden der Thomasgemeinde in einem festlichen Gottesdienst mit Pfarrer Dr. Neumann ihr Konfirmationsjubiläum: Dr. Birgit Schuler (2.v.l.) wurde vor 65 Jahren konfirmiert, Manfred Althaus (2.v.r.) und Joachim Dippel (r.) vor 50 Jahren sowie Roland Bahre (l.), Eva-Maria Uhrig (3.v.l.) und Corinna Jäger (3. v.r.) vor 25 Jahren. Nicht im Bild ist Vera Seidel (Konfirmandin von 1972). Allen Jubilaren sei nochmals herzlich gratuliert!

Frühlingskaffee mit Kinderchor

(Foto: K. Neumann)

Mit Frühlings- und Sommerliedern und Erdbeerkuchen fand am ersten Juni-Sonntag der gut besuchte „Frühlingskaffee“ statt. Das Publikum freute sich über die fröhlichen Stimmen des von Gabriela Blaudow geleiteten Kinderchores und sang kräftig mit!

Sonntag Rogate, 14. Mai 2023

So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige und für alle Obrigkeit, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit. Dies ist gut und wohlgefällig vor Gott, unserm Heiland, welcher will, dass alle Menschen gerettet werden und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gegeben hat als Lösegeld für alle, als Zeugnis zur rechten Zeit. (1. Timotheus 2,1-6)

Wenn uns auch das Beten abhandengekommen sein mag – wer betet denn noch, wenn er nicht gerade in der Kirche mitbetet; und wer kommt denn überhaupt noch zum Beten in die Kirche? – Wenn uns auch das Beten abhandengekommen sein mag, sind jedenfalls viele von uns gerade noch unter dem Eindruck eines prachtvollen Gottesdienstes für einen König und der glaubensstarken, kraftvollen und authentischen Gebete für ihn: Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige und für alle Obrigkeitgenau wie es der Apostelschüler fordert:

Lord, enthroned in heavenly splendour:/ Herr, der du in himmlischer Herrlichkeit thronst:
look with favour upon thy servant Charles our King,/ blicke mit Wohlgefallen auf deinen Diener Karl unseren König
and bestow upon him such gifts of wisdom and love/ und verleihe ihm solche Gaben der Weisheit und der Liebe
that we and all thy people/dass wir und alle deine Völker
may live in peace and prosperity/in Frieden und Wohlstand leben mögen
and in loving service one to another;/und in liebevollem Dienst untereinander
to thine eternal glory,/zu deiner ewigen Ehre
who with the Father and the Holy Spirit/der du mit dem Vater und dem Heiligen Geist
reigns supreme over all things,/über alle Dinge vorherrschst
one God, now and for ever./Ein Gott, jetzt und allezeit.
Amen. (Kollektengebet aus der Krönungsliturgie, die der Erzbischof von Canterbury am 6. Mai in der Westminster Abbey gehalten hat; The Coronation Liturgy: ‘Called to Serve’ | The Church of England)

So müssen Gebete sein: kein Wort zu viel, keins zu wenig, nicht geplappert wie die Heiden, sondern auf den Punkt – au point wie ein gutes englisches Steak; echt, direkt, unmittelbar; Gott wird schon wissen, was gemeint ist und die Zuhörer und Mitbetenden aber auch. 

Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige und für alle Obrigkeitdie einerseits natürlich zu allen Menschen gehören, aber um ihrer besonderen Aufgabe willen ausdrücklich erwähnt und dadurch hervorgehoben werden. Wie der Apostelschüler macht auch der Erzbischof deutlich, dass das Gebet für den König nicht zuerst als Huldigung und Unterwerfung der Betenden gemeint ist; bzw. nicht als Huldigung des Königs und Unterwerfung unter ihn, sondern, im Gegenteil, den König als Diener unter Gott als höchsten Herrn und König stellen soll. Das Gebet für den König erhöht diesen nicht über die Menschen, sondern erniedrigt ihn unter Gott. Das muss man sich als betender Bischof erstmal trauen und als König erstmal aushalten. Da wird einer auf seinem Thron zum König gekrönt, aber die höchste Krone, die Vorherrschaft – the supreme reign – gebührt Gott allein, dem der in himmlischer Herrlichkeit thront – enthroned in heavenly splendour.

Selbst eingefleischten Atheisten müsste das doch gefallen – uns anderen ja sowieso: Dass ausgerechnet in einem solchen glanzvollen Moment, auf den noch dazu der zu Krönende ein ganzes Leben – 70 Jahre – schon gewartet hat, in allem Pomp und in allen Umständen – „macht euch bloß keine Umstände!“, war jetzt offenkundig die Devise für diese Feier nicht – dass also in einem solchen Moment voller Gold, Glitzer und Trompeten der hohe Herr „Diener“ genannt und an einen höheren Herrn als ihn erinnert wird. In allem Hochgefühl ist das ein Mittel gegen jeden Hochmut des Königs: Berufen ja, aber berufen, um zu dienen: Called to serve, wie es das Motto der erzbischöflichen Krönungspredigt sagt.

Im Grunde zeigen alle Regalien, Insignien und herrscherlichen Symbole der Krönungsfeier diesen dialektischen Herrschaftsauftrag zur Herrschaft als Dienst unter Gott, besonders der berühmte, geheimnisumwitterte, umstrittene „stone of scone“, der für die Krönung in den Thron gelegt wird und auch vergangene Woche gelegt wurde und der – so will es die mutige und abenteuerliche Legende – der Stein von Jakobs Nachtlager unter der Himmelsleiter sei und damit also an einen reichlich unrühmlichen Moment des biblischen Patriarchen erinnert, als der vor seiner Familie geflohen und von allen guten Geistern verlassen in einer Vision diese Leiter sieht, auf der Engel zwischen Himmel und Erde wandeln. Darin wird Jakob sein Platz – nämlich ganz unten – gezeigt, aber auch seine Hoffnung und Aspiration – ganz oben im Himmel. Nebenbei bemerkt: Es ist eine unerfindbare Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet der seinen königlichen Allerwertesten in diesem Moment auf diesen Stein setzt, dessen Söhne in bitterem Bruderzwist getrennt sind – genauso wie Jakob und dessen Bruder Esau. Aha, auch der König ist nicht ausgenommen von den Plagen und Streitereien, die alle von uns belasten können.

Das Gebet für den König erinnert diesen an seinen Dienst vor Gott und an seinen Dienst für die Menschen,damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeitwie es der Apostelschüler sagt und ebenso der Erzbischof meint und ausführt: that we and all thy people/ dass wir und alle deine Völker/ may live in peace and prosperity/ in Frieden und Wohlstand leben mögen. Auch in diesem Aspekt ist das Gebet für den König keine Ergebenheitsadresse von Untertanen, sondern weit eher Erinnerung an seinen Auftrag und Forderung, ihn zu erfüllen. König und Obrigkeit dürfen dann und genau dann mit Gottes Gnade rechnen, sich also dann und nur dann auf Gottesgnadentum berufen, indem sie dieser Bitte entsprechen: wenn sie sich für Frieden und Wohlstand der ihnen anvertrauten Menschen einsetzen.  

Und gilt das jetzt eigentlich auch für uns glanzlose Republikaner, uns nüchterne Demokraten, uns monarchieferne Trockenbrötchen? Aber ja, denn auch wenn unsere Regierenden weder König noch Obrigkeit im alten Sinne sind, so kann und so würde ihnen nicht schaden, an eine höhere Instanz verwiesen zu werden, vor der auch sie sich zu verantworten haben. Solche höheren Instanzen sind Gesetz, Verfassung und Volk zuerst, keine Frage – aber eben auch und noch viel mehr der König der Könige. 

Es ist merkwürdig und schade zugleich, dass nur die wenigsten der uns in unserem Land Regierenden beim Eid die Gottesformel verwendet haben – und es ist umso bemerkenswerter, dass ausgerechnet die freisinnigen Liberalen das im Gegensatz zu den anderen mehrheitlich dann doch sagten: „So wahr mir Gott helfe“ – desto inniger verdienen sie alle unser Gebet, und dass unser Anliegen auch für sie hörbar vor Gott gebracht wird; das Anliegen, dass Gott ihnen „solche Gaben der Weisheit und der Liebe verleihen möge, damit wir in Frieden und Wohlstand leben“. 

Das Gebet für die Regierenden überhöht sie nicht, sondern begrenzt sie. Der Verweis unserer Gebete auf die Herrlichkeit Gottes – „Denn ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit“ – soll sie vor Selbstherrlichkeit schützen. Jede Regierung hat das Recht auf diese Begrenzung menschlicher Macht durch Gott hingewiesen zu werden; und wir Christen haben die Pflicht, uns und sie durch das Gebet zu erinnern, dass sie nicht autonom, und nicht autokratisch das Geschick der ihnen anvertrauten Menschen bestimmen wollen. Damit ist das Gebet der Gläubigen eine staatstragende Handlung, ein staatsermöglichender Akt. Und alles andere – wenig ist das nicht – legen wir im Gebet in Gottes Hand. Amen.

Predigttext an Weihnachten 2022

[Das Geheimnis Gottes, das ist Christus.] In ihm liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis. Ich sage das, damit euch niemand betrüge mit verführerischen Reden. Denn obwohl ich leiblich abwesend bin, so bin ich doch im Geist bei euch und freue mich, wenn ich eure Ordnung und euren festen Glauben an Christus sehe. Wie ihr nun angenommen habt den Herrn Christus Jesus, so lebt auch in ihm, verwurzelt und gegründet in ihm und fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, und voller Dankbarkeit. Seht zu, dass euch niemand einfange durch die Philosophie und leeren Trug, die der Überlieferung der Menschen und den Elementen der Welt folgen und nicht Christus. Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig, und ihr seid erfüllt durch ihn, der das Haupt aller Mächte und Gewalten ist. 

(Brief des Paulus an die Kolosser 2,3-10)

Es war einmal – so fangen Märchen an – es war einmal eine Zeit, dass die Menschen ganz selbstverständlich, in aller Naivität oder in tiefer Weisheit im Glauben ihr Leben führten, vor Gott ihr Tagwerk verrichteten und sich von seinen Engeln in den Schlaf betten ließen:

Abends, will ich schlafen gehn,
vierzehn Engel um mich stehn:
zwei zu meinen Häupten,
zwei zu meinen Füßen,
zwei zu meiner Rechten,
zwei zu meiner Linken,
zwei die mich decken,
zwei, die mich wecken,
zwei, die mich weisen
zu Himmels Paradeisen!

Das war das Abendgebet meines Vaters – Gott hab ihn selig – das ihn im Glauben  hoffentlich dorthin geführt hat, wovon er sprach. Er hat den Glauben an Himmels Paradeisen ausdrücklich geteilt und es erfüllt mich noch heute mit wilder Scham, wenn ich mich an ein Gespräch von vor 40 Jahren erinnere, bei dem ich ihm als Erstsemester der Theologie seinen naiven Kinderglauben an das Paradies im Himmel austreiben wollte. Es bleibt nur zu hoffen, dass ich ihn nicht weiter mit meinen halbgaren säkularen Belehrungen beeindruckt habe!  

Gerade an Weihnachten gehen unsere Gedanken an die, die nicht mehr mitfeiern können. Wir beziehen sie ein, nennen Erinnerungen, halten ihnen einen Platz frei, wenn nicht am Tisch, so doch im Herzen. Je älter wir werden, desto mehr feiern mit uns, die nicht mehr mit uns feiern können. Deshalb ist die Weihnachtsstimmung für viele keine ausgelassene Fröhlichkeit, dazu passierte zu viel über die Jahre, sondern sie ist eher eine verhaltene Freude und das Gefühl aufgehoben zu sein in Erinnerungen, Ritualen und der Hoffnung auf das, was uns unsere Eltern und Großeltern zu glauben gelehrt haben und uns selbst die aufgeklärtesten Pfarrer nicht ausreden konnten: „Himmels Paradeisen“, zu denen an Weihnachten die Tür geöffnet wird: „Lobt Gott ihr Christen alle gleich, in seinem höchsten Thron, der heut schließt auf sein Himmelreich und schenkt uns seinen Sohn“.

Zu den liebsten Ritualen der Weihnachtszeit gehört der Besuch der Märchenoper „Hänsel und Gretel“, Engelbert Humperdincks Weihnachtsklassiker, der in Wiesbaden seit Jahren mit großem Erfolg aufgeführt wird, wobei sich Kenner und Veteranen darüber streiten, ob nicht die vorherige Inszenierung der seit 2015 gespielten aktuellen Version vorzuziehen ist, weil nämlich einfach die Hexe damals mehr Wumms hatte, viel böser war, echten Schrecken verbreiten konnte – und darum auch die Befreiung aus ihrer Herrschaft umso mehr Erleichterung schuf: als Erlösung vom Bösen.

Anders als die aktuelle Inszenierung und mit ihr viele weitere heutzutage, die die religiöse Dimension des Stücks mehr oder weniger völlig ausblenden, spielt die Oper Humperdincks – unseres Straßennachbarn; soviel Lokalstolz muss sein! – mit zahllosen Motiven der Volksreligion, wie etwa der von Gott heraufgeführten strafenden und ausgleichenden Gerechtigkeit, und variiert zentrale Themen der Bibel, wie z.B. der Himmelsleiter oder dem aus dem Vaterunser bekannten Strukturgegensatz Versuchung und Erlösung: „Führe uns nicht in Versuchung – des Knusperhauses, sondern erlöse uns von dem Bösen – der bösen Hexe“. Dabei bildet der Abendsegen der vierzehn Englein Mitte und Schwerpunkt des Stücks, und sein musikalisches Motiv zieht sich an allen wichtigen Momenten durch. Die Oper beginnt und endet mit ihm und lässt es immer wieder leitmotivisch anklingen, so dass sie allein musikalisch als Erlösungsdrama anzusprechen ist.

Die säkularisierte Fassung in Wiesbaden, die Religion und Glauben ausblendet, verweigert der Musik ihre sichtbare Entsprechung auf der Bühne und scheint darauf zu hoffen, dass die Besucher das Stück nicht gut genug kennen oder die Sänger nicht verständlich singen. Augenfällig wird das in der Engelspantomime direkt nach dem Abendsegen, wenn statt Himmelsleiter und den Engeln auf ihr und dann um die schlafenden Kindern herum eine Schar Waldgeister – herrenlose Mächte und Gewalten – in phantasievollen Kostümen aus dem Wald strömt und die Kinder neugierig besichtigt. Für sich genommen ist das eins der schönsten und wirkungsvollsten – nämlich märchenhaftesten – Bilder der ganzen Aufführung, im Kontext der Musik aber eine verfälschende Säkularisierung.   

Mit unserem Bibelwort gesprochen, wird den Mächten und Gewalten ihr Haupt, nämlich Christus, genommen. Man muss das für keine theaterdonnernde Dramatisierung halten: Indem zugunsten der Überlieferung der Menschen und der Elemente der Welt der christliche Glaube ausgeblendet wird, verlieren wir die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig und darüber alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis. Das mag für einen Abend in der Oper leicht zu verschmerzen sein – wie gesagt: die Wiesbadener Inszenierung ist unbedingt einen Besuch wert, morgen ist übrigens die letzte Aufführung in dieser Saison – aber für unser ganzes Leben betrachtet bedeutet unsere religionslose Existenz einen immensen Schaden an Leib und Leben.   

Lasst uns also nicht den Märchen von der gottlosen Welt glauben, wie sie gegenwärtig in den Gazetten erzählt werden, wenn bis in die sich für konservativ haltende Presse hinein der Säkularisierungsmythos gepflegt wird. Christlicher Glaube scheint gerade rechtfertigungspflichtig zu werden. Was, Du bist noch Mitglied der Kirche? Dabei heißt Religionsfreiheit doch nicht allein und nicht zuerst Freiheit von Religion, sondern Freiheit zur Religion. Ich darf glauben – auch im säkularen Staat. Und zu glauben tut nicht nur mir sondern auch der Gesellschaft gut: Ohne Gott verliert unsere menschliche Existenz die maßgebliche Instanz, die uns erst zur Rechenschaft zieht. „Ihr werdet sein wie Gott“ – lautet die Verheißung der Gottlosigkeit.

Gegen die Säkularisierungsdepression in- und außerhalb der Kirche setzt unser Predigttext einen putzmunteren, selbstbewussten, offensiven Ton, von dem wir einiges lernen können: Lasst euch nicht betrügen mit verführerischen Reden. … Seht zu, dass euch niemand einfange durch die Philosophie und leeren Trug, die der Überlieferung der Menschen und den Elementen der Welt folgen und nicht Christus. Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig, und ihr seid erfüllt durch ihn, der das Haupt aller Mächte und Gewalten ist. 

Wie heißt es noch im Märchen am Ende: Wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Wenn er nicht gestorben ist – nämlich der christliche Glaube – dann wird er auch morgen noch leben und wirken, in uns und unseren Kindern; tagsüber, aber auch in unseren Abendgebeten, die wir ihnen weitergeben; und das nicht nur zur Weihnachtszeit:

Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
Und ganz gewiss an jedem neuen Tag.  

Amen.