Empfohlen

Hubertusandacht an der Feldkapelle

Sonntag, 13. Oktober 2024, 17.00 Uhr, Feldkapelle im Tennelbachtal

Ev. Thomasgemeinde und Kath. Kirchort St. Mauritius

In diesem Jahr wird die ökumenische Hubertusandacht an der Feldkapelle wieder von Pfarrer Dr. Klaus Neumann und Pastoralreferent Stefan Herok gehalten. Die musikalische Gestaltung liegt in den Händen des Parforcehornkorps Jagdschloss Platte unter der Leitung von Karl-Heinz Kliegel.

Krippenspiel in der Thomaskirche

Wer hat Lust, im Weihnachtsgottesdienst am 24.12.24 mitzuspielen?

Für unser diesjähriges Krippenspiel im Gottesdienst um 16.00 Uhr suchen wir noch Mitwirkende zwischen 5 und 12 Jahren!

Die Proben für kleinere Sprechrollen sind am 16.12. um 17.00 Uhr sowie am 21.12. und am 23.12., jeweils von 10.00 bis 11.30 Uhr, in der Thomaskirche. Die wöchentlichen Proben für größere Rollen und Lieder beginnen am Montag, 28.10., zu den Kinderchorzeiten. Auch Erwachsene, die Ideen fürs Bühnenbild oder die szenische Umsetzung haben oder im Hintergrund helfen möchten, sind herzlich willkommen! Wer Lust hat mitzumachen, melde sich gerne mit Altersangabe bei Gabriela Blaudow an unter gabriela.blaudow@googlemail.com.

Lebendiger Adventskalender 2024

Gastgeberinnen und Gastgeber gesucht!

Ev. Thomasgemeinde und Kath. Kirchort St. Mauritius

4 Adventskerzen, keine brennt

Vom 1. bis 22. Dezember treffen wir uns wieder um 19.00 Uhr jeweils vor einer Tür in der Nachbarschaft zu einer adventlichen Viertelstunde mit Gedichten, Geschichten und Liedern im Kerzenschein. Wenn Sie auch Gastgeberin oder Gastgeber sein möchten, melden Sie sich gerne bei asmeine@gmx.de oder Tel. 0162 7474131 bis 30. Oktober. Alle sind herzlich eingeladen!

Führung im Museum Reinhard Ernst

Mittwoch, 27. November 2024, 19.00-20.30 Uhr

Ev. Thomasgemeinde und Kath. Kirchort St. Mauritius

Der „Zuckerwürfel“ an der Wilhelmstraße 1, Wiesbadens neues Museum, ist schon kurz nach der Eröffnung ein international bekanntes Reiseziel geworden. Sowohl die Kunstsammlung der Gegenwart („Farbe ist alles!“) als auch der Bau des Pritzker Preisträgers Fumihiko Maki überraschen und beeindrucken auch beim wiederholten Besuch. Höchste Zeit also, dass wir uns beides in einer eigenen Führung in Ruhe zeigen lassen. Wer mag, kommt im Anschluss noch mit auf ein Gläschen Wein. Treffpunkt: 18.45 Uhr am Eingang, Eintritt: 12 Euro.

Wir freuen uns über Ihre Anmeldung unter asmeine@gmx.de oder Tel. 0162 7474131.

https://www.museum-re.de/de/kunst/ausstellungen

17. Sonntag nach Trinitatis, 22. September 2024

Denn ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus. Gehört ihr aber Christus an, so seid ihr ja Abrahams Nachkommen und nach der Verheißung Erben. (Galater 3,26-29)

„Jeder Mensch ist anders und darin sind wir gleich; und jeder hat das gleiche Recht auf seinen eigenen Willen und seine eigene Meinung“ – Das dürfte einer der ganz wenigen Glaubenssätze sein, auf den sich Heranwachsende einigen können; ein Glaubenssatz, dem man etwa in der Schule tagtäglich begegnet, vorzugsweise beim Vortrag noch der merkwürdigsten Ansichten in beinahe allen Fächern diesseits der Mathematik – da wird es schwierig mit dem Anders- und Eigensein. Multiplikation und Kurvendiskussion bieten wenig Raum für Individualität. Aber vielleicht ist auch das bloß ein individueller Irrtum meinerseits als Meinung getarnt, wenn doch mit der höheren Mathematik die Individualität überhaupt erst anfängt. So jedenfalls die Meinung eines alten Studienfreundes, der es immerhin zum Matheprofessor gebracht hat.

Den Höhen – und Tiefen – menschlicher Individualität entgehen wir scheinbar nicht; noch im Gewimmel eines Schulfestes wie am vergangenen Freitag bei herrlichstem Sonnenschein und entsprechend gut besucht, zeigt sich die scheinbar unendliche Vielfalt unserer menschlichen Individualität, obwohl sie doch dort sogar schon vorsortiert ist in Alters- und Berufsgruppen, in Schüler, Eltern und Lehrer, nach Wohnort und Lebensmittelpunkt, nach Altersstufen und Klassen, nach Moden und Anhängerschaften. Jeder Mensch ist anders. Jeder Jeck ist anders. Und jeder ist ein Jeck in den Augen der anderen. Das ist ok.

Das ist so lange ok, wie wir uns gegenseitig das Recht einräumen, anders und eigen zu sein, sich selbst eigen und anders als andere. Auf dem Schulfest ging das ganz gut – man soll sogar Bayernfans gesehen haben, die mit Anhängern von Dortmund sprachen; aber im Schulalltag ist das Aushalten der anderen schon schwieriger, umso mehr außerhalb des geschützten Raums einer höheren Lehranstalt. Andere Meinungen können ganz schön nerven, vor allem, wenn sie anders als meine sind. Toleranz ist schön, macht aber viel Arbeit. Insbesondere wenn die andere Meinung als Angriff verstanden wird; noch mehr wenn die andere Meinung als Angriff – als Angriff auf mich – gemeint ist. Wie soll man Intoleranz tolerieren?

Der Apostel Paulus schreibt seine Zeilen, die ich als Aufruf zu Einheit und Einigkeit angesichts und trotz unserer Verschiedenheiten verstehe, in einem Brief voller Beschuldigungen und Verdächtigungen, in einem Brief der Abwehr von Angriffen und eigener Angriffe.

Im Grunde scheint er fertig zu sein mit denen in Galatien. Die haben sich seiner Meinung nach zu weit entfernt vom christlichen Glauben, sie vertreten Meinungen außerhalb des Spektrums, das Paulus tolerieren kann, weil sie ihn – den christlichen Glauben – fundamental verfehlen. Wie soll man mit denen reden, die doch selbst nur noch schreien, beschimpfen und beleidigen? Und dennoch dieser Brief.

Ich muss gestehen, dass ich in vergleichbaren, oder sogar weit weniger schlimmen Situationen den Kontakt abgebrochen und keinen Brief geschrieben habe. Keinen Sinn mehr im Fortgang einer Kommunikation, einer Beziehung gesehen habe, die nur noch im Austausch von Gemeinheiten und Feindseligkeiten bestand. Das Hin-und-her der Vorwürfe und Beleidigungen irgendwann abgebrochen habe. Das Unerträgliche nicht mehr ertragen wollte. Stolz bin ich darauf nicht – aber auch nicht stark genug, es zu ändern.

Trotz allen Streits schreibt Paulus einen Brief, vielleicht einen letzten an diese Gemeinden in Galatien, weitere Korrespondenz kennen wir nicht, aber aus dieser Leerstelle den Schluss zu ziehen, das mit ihm ein Ende der Kommunikation erreicht ist, wäre doch mehr als wir wissen können. Zumindest schlägt Paulus bei aller Deutlichkeit die Tür nicht zu. Und gerade an unserer Stelle entwirft er ein Modell versöhnter Verschiedenheit, des gegenseitigen Andersseins, das die christliche Gemeinschaft seiner Meinung nach auszeichnet.

Mit Recht heben die Interpreten darauf ab, dass Paulus von einer umfassenden, alle Trennungen überwindenden Gemeinschaft in Christus spricht. Wer die christliche Botschaft wirklich ernstnimmt, kann und darf nicht nach Herkunft, Geschlecht oder Stand diskriminieren: Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus. Mit dieser Aussage ist Paulus seiner Zeit – und man muss sagen: sich selbst – weit voraus, wenn hier die Gleichheit aller Christenmenschen behauptet wird. Und alle unsere kirchlichen Unternehmungen, die hier passen müssen, sind unserer und jeder Zeit hoffnungslos zurück.

Indem Paulus aber die Gleichheit in Christus ausdrücklich dieser Verschiedenen – der Juden und Griechen, der Sklaven und Freien, der Männer und Frauen – nennt, würdigt er gerade deren Verschiedenheiten und ihre Gegensätze. Er benennt hier keineswegs zufällig – als ginge es um Äpfel und Birnen, blau und rot, hell und dunkel – sondern die seiner Meinung nach unser Menschsein definierenden Unterschiede der Herkunft, des Stands und des Geschlechts; und lädt uns damit ein, hier weiterzudenken.

Die Summe der Gleichen entsteht aus ihrer Vielfalt. Insgesamt fehlt uns etwas, wenn uns die einzelnen, eigenen auch gegensätzlichen Perspektiven fehlen. Das gilt besonders für von Paulus genannten Gegensätze der Herkunft, des Standes und des Geschlechts.

Was Wirtschaftsorganisationen und Gesellschaften erst langsam gelernt haben und immer wieder lernen müssen, dass sie von solcher gegensätzlichen Vielfalt profitieren, hat die christliche Kirche seit jeher erlebt:

  • Die Bewahrung ihres jüdischen Ursprungs, der Strom der biblischen Erzählung, das religiöse Leben der Gebete, der Lieder, der Festzeiten, des Feiertags, die kostbare Kultur der Barmherzigkeit – es gibt wenig, was wir für christlich halten, was nicht schon jüdisch wäre
  • Der Kontakt mit anderen Kulturen und Denkweisen, der Griechen zuerst, auch der Römer, der Afrikaner, der Germanen, die durchaus mehr als Bier, Bratwurst und Sauerkraut zum christlichen Leben beigetragen haben (ohne das geringzuschätzen!)
  • Die unterschiedlichen Erfahrungen und Perspektiven der Geschlechter und ihrer Begegnung, die wir für ein Gleichnis Gottes halten dürfen: Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.
  • Die Gegensätze von Arm und Reich, Herr und Knecht; christliche Theologie ist notwendig immer Befreiungstheologie; aber sie lebt auch von der Lebensart der Wohlhabenden, die ihren Wohlstand nicht im Geiz behaupten, sondern als Großzügigkeit vermehren – zum eigenen Vorteil wie zum Wohl der anderen.

Paulus lädt uns in Gottes Namen ein, unsere Vielfalt zu entdecken, sie zu benennen und gegenseitig in Beziehung zu setzen. Jeder Mensch ist anders – und das ist gut so. Jeder Mensch ist gleich, auch das ist sehr gut so.

Gemeindefest der Ev. Thomasgemeinde

Sonntag, 6. Oktober 2024

Wir laden Sie und Euch herzlich ein! Unser Fest beginnt um 15.00 Uhr mit einem Erntedank-Familiengottesdienst mit Gemeindepädagoge Achim Hoock und Pfarrer Dr. Klaus Neumann und dem Kinderchor unter der Leitung von Gabriela Blaudow.

Nach dem Gottesdienst gibt es Kaffee und Kuchen auf dem Vorplatz und Live-Musik mit Gabriela Blaudow (Klavier) und Prisca Otto (Saxofon): sie spielen Songs der „Golden Sixties & Seventies“. Für die Kinder gibt es zahlreiche Spielangebote. 

Ab 17.00 Uhr startet das Grillen. 

Die Spenden dieses Gemeindefestes kommen der Arbeit unseres Kinderchores zugute.

14. Sonntag nach Trinitatis, 1. September 2024, Begrüßung der Konfirmanden

Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen Geist der Kindschaft empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater! Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind. Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, da wir ja mit ihm leiden, damit wir auch mit ihm zur Herrlichkeit erhoben werden. (Römer 8, 14-17)

„Nimm hin den Heiligen Geist, Schutz und Schirm vor allem Argen, Stärke und Hilfe zu allem Guten, aus der gnädigen Hand Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“

So, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, werden wir euch bei eurer Konfirmation Gottes Segen zusprechen und seinen Geist erbitten, am 1. Juni des 2025, am Sonntag Exaudi, dem Konfirmationssonntag unserer Thomasgemeinde, ungefähr zur selben Uhrzeit wie jetzt gerade, also ziemlich genau neun Monate von jetzt ab; ist das jetzt kurz oder lang?

Kommt darauf an! Kommt darauf an, was für diese Zeit vorgesehen ist. Ungefähr so lange habt ihr und haben wir alle im Mutterleib verbracht, um zu werden, was wir sind; und so lange bleibt uns also gemeinsam, um das zu fühlen, zu denken und zu sagen, was der Psalmbeter auf seine Weise sagt und singt: „Ich danke dir – Gott – dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. Denn du hast meine Nieren bereitet und hast mich gebildet im Mutterleibe. Es war dir mein Gebein nicht verborgen, da ich im Verborgenen gemacht wurde, da ich gebildet wurde unten in der Erde. Deine Augen sahen mich, da ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten und von denen keiner da war.“ (Psalm 139, 14.13.15-16)

Das ist doch wohl aus diesem Geist gesprochen, der uns zu Gottes Kindern macht, uns also glauben lässt, dass wir nicht mehr oder weniger zufällige Produkte eines evolutionären Prozesses sind, nicht unterworfen unter die „Knechtschaft“ der Natur sind, sondern dass im Wunsch unserer Eltern, uns auf die Welt zu bringen, sich – bewusst oder unbewusst – der freie Wille Gottes spiegelt, uns unser Leben zu geben, oder eben in den Worten eines herrlich kitschigen Taufliedes: „Du bist gewollt, kein Kind des Zufalls, keine Laune der Natur, ganz egal, ob du dein Lebenslied in Moll singst oder Dur. Du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu. Du bist Du.“ (Jürgen Werth 1976, EG+ 60)

Damit wäre eigentlich schon alles gesagt – allein, Ihr habt es schon vermutet – alles gesagt ist erst dann, wenn dem Pfarrer nichts mehr einfällt. Denn auch wenn ich mit der Botschaft – jetzt mal diese Botschaft in den Worten Martin Luthers: „Ich glaube, dass mich Gott geschaffen hat samt allen Kreaturen, mit Leib und Seele, Augen, Ohren und alle Glieder, Vernunft und alle Sinne gegeben hat und noch erhält … mit allem, was not tut für Leib und Leben, mich reichlich und täglich versorgt, in allen Gefahren beschirmt und vor allem Übel bewahrt; und das alles aus lauter väterlicher, göttlicher Güte und Barmherzigkeit, ohn´ all mein Verdienst und Würdigkeit …“; wenn ich auch mit dieser Botschaft ganz und gar einverstanden bin – über Form und Formulierung lässt sich und werden wir reden – stört mich die in unserem Predigttext des Apostel Paulus beinahe selbstverständliche Gegenüberstellung des Geistes der Knechtschaft, den wir hinter uns lassen, mit dem Geist der Kindschaft, den wir empfangen: Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen Geist der Kindschaft empfangen.

Warum steht hier nicht, warum stellt Paulus nicht den Geist der Freiheit gegen den der Knechtschaft? Warum scheint uns Gott aus der Knechtschaft der natürlichen Zwänge in die elterlichen Zwänge der Kindschaft zu „befreien“ – und nicht gleich und nicht richtig in die erwachsene Freiheit freier Menschen? Gerade für Jugendliche geht es doch um neu zu gewinnende Freiheit aus der Kindlichkeit heraus. Konfirmation ist doch eigentlich als ein erster Schritt in die Freiheit der Erwachsenen gemeint, oder etwa nicht? Wie attraktiv wäre die Botschaft zur Konfirmation, jetzt für immer Kind zu sein und zu bleiben?

Diese Fragen sind umso berechtigter, da Paulus an anderer Stelle – genauer: immer wieder und an zahlreichen Stellen seiner Korrespondenz – die Freiheit von uns Christenmenschen beschreibt und geradezu der Apostel der Freiheit genannt zu werden verdient: „Wo der Geist Gottes weht, da ist Freiheit“; „Zur Freiheit hat uns Christus befreit“ „Alles ist erlaubt“.

Gerade dieses Wort „Alles ist erlaubt“, das man vielleicht nicht in der Bibel vermutet hätte – es ist zu erwarten, dass wir in den kommenden neun Monaten lauter unerwartete Entdeckungen in der Bibel machen werden – gerade das paulinische „Alles ist erlaubt“ klingt zunächst eher nach Willkürfreiheit als verantwortlicher Gottesrede. Zu der wird es aber sogleich, wenn der Apostel ergänzt und entgegensetzt: „Alles ist erlaubt – aber nicht alles ist zuträglich“. Er führt uns sofort die Ambivalenzen und die Dialektik der Freiheit vor, z.B. dass die Freiheit der Stärkeren die Unfreiheit der Schwächeren bedingt, dass umso größere Freiheit in umso größere Unfreiheit führen kann, dass also Freiheit zu begrenzen sei, weil meine Freiheit durch deine Freiheit immer schon begrenzt ist; dass aber umgekehrt Grenzen und Regeln nur insoweit berechtigt sind, als dass sie Freiheit ermöglichen. Solange es niemanden juckt, drehe ich meine Musik auf und fahre, so schnell ich kann – sonst eben nicht.

Um Mensch zu sein, zum Menschsein gehört es dazu, gemeinsam freiheitsermöglichende Regeln des Zusammenlebens zu finden und sie zu befolgen. Falls das stimmen sollte – und ich meine natürlich, dass da was dran ist – wird allerdings der Begriff „Autonomie“, also „Selbstgesetzlichkeit“ oder „Eigengesetzlichkeit“ ganz problematisch. Er taugt viel besser für die Leute, die „Autonomen“ halt, die früher am 1. Mai Innenstädte verwüstet und Polizisten verhauen haben, als zum scheinbaren Inbegriff der Menschenwürde, zu dem es höchste Gerichte jüngst gemacht haben – unter völliger Missachtung, dass mein Wunsch und Wille keineswegs durchweg meinem besten eigenen Interesse entspricht, wie schon – na wer schon – Paulus erkannte: „Das Gute, das ich will, das tue ich nicht; aber das Böse, das ich nicht will, das tue ich“.

Freiheit ist schön – macht aber viel Arbeit. Und Autonomie und Selbstbestimmung führen nur dann Richtung Menschenwürde, wenn wir diese menschliche Fehlbarkeit – die Theologen früher Sünde genannt haben – mit einrechnen und sie gemeinsam – im gemeinsamen Gespräch bearbeiten, auch im Gespräch am Donnerstagnachmittag zur Konfizeit; und auch mit denen, die uns als Väter und Mütter des Glaubens vorangegangen sind, Paulus etwa.

Zu entdecken wäre dabei, dass für Christenmenschen kein Widerspruch darin bestehen muss, die eigene Selbstbestimmung in Gottes Willen begründet zu sehen, meine und aller Menschen Würde: „Ich danke dir – Gott – dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.“

Tag des offenen Denkmals am 8.9.2024

Die Ev. Thomaskirche feiert 2024 ihr 60-jähriges Jubiläum!

Am Tag des offenen Denkmals, 8. September, laden wir Sie zum Gottesdienst um 10.00 Uhr mit anschließendem Imbiss unter den Bäumen auf dem Vorplatz der Kirche, um 16.30 Uhr zu einer Führung mit Pfr. Dr. Klaus Neumann zur Thomaskirche und dem Wiesbadener Architekten Rainer Schell und von 17.00 bis 17.30 Uhr zu einem Konzert „Swinging Sixties“ mit Gabriela Blaudow (Klavier) und Prisca Otto (Saxofon) ein. Eine Fotodokumentation im Vorraum bietet einen interessanten Vergleich mit anderen Bauten des Wiesbadener Architekten Schell. Die Thomaskirche ist bis 18:00 Uhr geöffnet und heißt Sie herzlich willkommen!

„Der Gemeinde das ihr angemessene Gehäuse zu bauen, den einfältigen Raum, in dem sie die Gemeinde in Freiheit einrichten kann, kräftig und lebendig in der Architektur, aber ohne sensationelle und laute Töne, mit behutsamer Gliederung und menschlichen Maßen – innen und außen – mit verständlicher Ordnung und eindringlicher Geste – hier auf dem Berg und in der Landschaft.“ (Rainer Schell)

Der 1964 fertiggestellte Bau aus Beton und Backstein mit seinem von vielen als „rau“ empfundenen Charme zählt zu den gelungenen Beispielen eines Sakralbaus der Nachkriegszeit. Von einem nostalgischen Historismus kehrt sich die Thomaskirche bewusst ab und greift doch ältere architektonische Motive auf: kreuzgangartige Arkaden in einer offenen, grünen Umgebung, ein Glockenturm mit goldenem Kreuz, freistehend wie ein Campanile, ein Innenraum klar und großzügig wie eine dreischiffige Basilika. Ein funktional selbstverständlicher Bau, dem eine echt protestantische Konzentration auf das Wesentliche gelingt.